Da ich nun schon des öfteren über die Aussage gestolpert bin “Im Prinzip interessiert mich die Fotografie schon, aber ich verstehe den technischen Kram nicht so recht”, habe ich mich entschlossen, in diesem Blogpost zu versuchen, die grundlegenden technischen Zusammenhänge mal kurz und knackig zusammenzufassen.
Die 3 Faktoren zur Belichtung eines Fotos
Mittlerweile macht der Automatikmodus in den meisten Kameras einen sehr guten Job. Die Kameras enthalten ausgefeilte Techniken, die Absichten des Fotografen zu erraten und nehmen automatisch die entsprechenden Einstellungen vor. Nun ist aber gerade dieses erraten gar nicht immer möglich, denn Gedanken lesen können sie noch nicht. Daher kann es also vorkommen, dass man mit der Kamera-Automatik einfach nicht die Bildergebnisse bekommt, die man gerne haben möchte. Spätestens dann ist von Vorteil, wenn man die grundlegenden Zusammenhänge versteht und dadurch in der Lage ist, sie nach eigenen Vorstellungen anzupassen.
Ziel eines jeden Fotos ist zunächst einmal die korrekte Belichtung. Wobei korrekt nicht zwingend bedeutet, dass alles gleichmäßig ausgeleuchtet sein soll, sondern viel mehr korrekt in dem Sinn, dass das Ergebnis der Vorstellung des Fotografen entspricht. Folgende Parameter haben dabei Einfluss auf die Belichtung des Bildes:
- Blende
- Belichtungszeit
- Empfindlichkeit (ISO)
1. Blende
Die Blende ist der Teil innerhalb des Objektivs, mit dem sich die Lichtmenge regulieren lässt, die das Objektiv bis zum Sensor durchlässt. Je weiter geöffnet die Blende ist, desto mehr Licht erreicht den Sensor. Die verschiedenen einstellbaren Werte ergeben die Blendenreihe. Die Eigenschaften des Objektivs bestimmen, welche Blendenöffnungen möglich sind, dies könnte beispielsweise so aussehen:
1,4 – 2 – 2,8 – 4 – 5,6 – 8 – 11 – 16 – 22 – 32
Zu beachten ist dabei, dass je kleiner die Zahl, desto größer ist die Blendenöffnung und damit die Lichtmenge. Mein Beispiel zeigt die Blendenreihe zunächst einmal in ganzen Blendenstufen, hier sind zumeist auch Zwischenwerte möglich. Eine ganze Blendenstufe bedeutet, dass die Lichtmenge sich beim Umschalten auf die nächst höhere Zahl halbiert, beziehungsweise auf die nächst niedrigere Zahl verdoppelt. Bei Blende 2,8 erreicht also doppelt so viel Licht den Sensor, wie bei Blende 4.

2. Belichtungszeit
Die Belichtungszeit als zweiter Parameter bestimmt nun die Dauer, mit der der Sensor belichtet wird. Je länger dies ist, desto mehr Licht fängt der Sensor ein. Das Bild wird also mit längerer Belichtungszeit heller. Zur Vergleichbarkeit gibt es auch hier eine Skala in ganzen Blendenstufen, wo sich also von einer Stufe zur nächst kürzeren die Lichtmenge halbiert:
1s – 1/2s – 1/4s – 1/8s – 1/15s – 1/30s – 1/60s – 1/125s – 1/250s – 1/500s – 1/1000s
Da es sich hier um Brüche handelt, ist natürlich die Belichtungszeit kürzer, je höher die Zahl unter dem Bruchstrich ist. Da es sich wie gesagt auch hier um ganze Blendenstufen handelt, ist beispielsweise die Lichtmenge bei 1/30s doppelt so hoch, wie bei 1/60s.

3. ISO
Der dritte und letzte Parameter, der an der Belichtung des Fotos beteiligt ist, ist die Empfindlichkeit des Sensors, die ISO. Auch hier gibt es wieder eine Reihe möglicher Einstellungen, die in ganzen Blendenstufen wie folgt aussieht:
100 – 200 – 400 – 800 – 1600 – 3200 – 6400
Diese Einstellung steuert, wie stark der Sensor auf Licht reagiert, also seine Empfindlichkeit. Je höher die Zahl, desto höher ist die Empfindlichkeit. Auch hier ein Beispiel: Bei ISO 1600 wird nur die halbe Lichtmenge im Vergleich zu ISO 800 benötigt, weil die Empfindlichkeit doppelt so hoch ist.
Aus dem Zusammenspiel dieser 3 Parameter ergibt sich nun die Belichtung des Fotos. Ich habe der Einfachheit halber nur die Reihen in ganzen Blendenstufen aufgeführt, damit jeweils eine Stufe des einen Parameters genau einer Stufe der beiden anderen entspricht. In der Regel können die Kameras auch in drittel oder halben Blendenstufen geregelt werden.
Wenn ich nun alle Einstellungen manuell vornehmen möchte, unterstützen mich die meisten Kameramodelle mit einer Belichtungswaage bei der Suche nach der passenden Kombination. Sie reagiert direkt auf die Einstellungen und zeigt mir, ob mein Bild über- oder unterbelichtet sein wird, oder sich eine ausgewogene Belichtung ergeben wird. Die Bezeichnung rührt übrigens noch aus der analogen Zeit her, als Filme eine bestimmte unveränderliche Empfindlichkeit (ISO) hatten.

Ein praktisches Beispiel
Im Beispielfoto war recht wenig Licht vorhanden, ich musste also die ISO erhöhen und eine recht hohe Belichtungszeit wählen. Für eine passende Belichtung ergaben sich damit folgende Werte:
ISO 800 – Blende 5,6 – 1/4s
Da die Abstufungen der Parameter in den drei Skalen oben gleich sind, kann ich also die Lichtmenge verdoppeln, in dem ich die Blende auf 4 Stelle und dann wieder halbieren, in dem ich die Belichtungszeit auf 1/8s stelle. Damit ergeben sich folgende Einstellungen:
ISO 800 – Blende 4 – 1/8s
Wie ihr seht, ergibt sich mit diesen veränderten Einstellungen nun die gleiche Belichtung wie mit den ursprünglich eingestellten Werten!

Mehr als nur Belichtung
Aber warum sollte ich die Parameter ändern, wenn das Ergebnis doch am Ende das gleiche ist? Weil diese Parameter mehr Auswirkungen haben, als nur ein korrekt belichtetes Foto zu liefern. Dazu ein paar Beispiele:
- Die Blendenöffnung bewirkt, wie groß der Bereich im Bild ist, der Scharf abgebildet wird. Will ich den Hintergrund unscharf bekommen, muss ich mit möglichst weit geöffneter Blende arbeiten, den Wert also möglichst niedrig einstellen und die anderen Parameter entsprechend anpassen.
- Möchte ich eine Bewegung im Bild einfrieren, ist eine sehr kurze Belichtungszeit notwendig, sagen wir mal 1/1000s. Um die Bewegung einfrieren zu können, wird es also eventuell notwendig sein, die Blende ganz zu öffnen und die ISO-Einstellung zu erhöhen, um diese kurze Belichtungszeit zu erreichen.
- Möchte ich hingegen, dass die Bewegung im Bild durch Bewegungsunschärfe sichtbar wird, oder beispielsweise fließendes Wasser “weich” abbilden, ist eine lange Belichtungszeit notwendig. Hier wird man die ISO auf den kleinstmöglichen Wert einstellen und die Blende weit schließen, um eine lange Belichtungsdauer zu erreichen.
- Ergibt sich bei wenig Licht eine so geringe Belichtungsdauer, dass die Gefahr für Verwacklung hoch ist, werde ich ISO erhöhen und die Blende weit öffnen, um mindestens eine so kurze Belichtungszeit zu bekommen, dass ich aus der Hand ein scharfes Bild bekomme (Faustregel: 1/Brennweite, bei einem 50mm Objektiv sollte also die Belichtungszeit mindestens 1/50s sein).
Die Vorgehensweise wäre also so, dass ich die Paramater, die ich für mein Foto benötige vorgebe und die anderen so anpasse (oder die Kamera regeln lasse), dass sich meine beabsichtigte Belichtung ergibt. Ich persönlich arbeite zu 95% mit Blendenpriorität, gebe also die Blendeneinstellung vor und lasse die Kamera die Belichtungszeit und ISO selbst regeln. Ein Sportfotograf hingegen wird eher in der Zeitpriorität arbeiten, um eine kurze Belichtungszeit vorzugeben und schnelle Bewegungen einfrieren zu können.