Ein Kriterium für Aufsteiger von einer Kompaktkamera zu einer Kamera mit größerem Sensor, der zumeist auch den größten Aha-Effekt auslöst, ist die Möglichkeit, mit Unschärfe spielen zu können. Um dies gezielt einsetzen zu können, ist von Vorteil, wenn man sich ein wenig damit beschäftigt, welche Einstellungen und Eigenschaften darauf Einfluss haben. Ich werde versuchen, es möglichst praktisch zu erklären, damit das hier nicht zu einer Physikstunde wird 😉
Die 4 Faktoren der Schärfentiefe
Der Effekt eines unscharfen Hintergrunds, beziehungsweise die Tiefe des Bereichs, der im Bild scharf abgebildet wird, kann also beeinflusst werden. Dabei gibt es 4 Faktoren, die sich auf die Schärfentiefe auswirken:
- Blende
- Distanz
- Brennweite
- Sensorgröße
Da die Sensorgröße sich nur durch den Kauf einer neuen Kamera beeinflussen lässt, werde ich diese hier eher vernachlässigen. Es soll nur der Vollständigkeit halber erwähnt sein, dass die Größe des Sensors, also die Größe der Fläche, auf die das Bild vom Objektiv projiziert wird, Einfluss auf die Schärfentiefe hat. Hier gilt, je größer der Sensor, desto geringer ist der Schärfebereich (bei ansonsten gleichen Einstellungen). Daher ist es bei Kompaktkameras mit kleinem Sensor auch schwerer, diese Unschärfeffekte zu erzeugen.
Bei den restlichen 3 Faktoren können wir jedoch mit dem experimentieren, was uns zur Verfügung steht.
1. Blende
Hier gilt: je größer die Blendenöffnung (also je kleiner der Blendenwert), desto geringer ist der Schärfebereich. Will ich also alles scharf haben, werde ich die Blende schließen, für unscharfen Hintergrund dagegen werde ich die Blende weit öffnen.
Abb.1: Alle Einstellungen gleich, bis auf die Blende. Links: Blende 8 & Rechts: Blende 1.4
2. Distanz
Das zweite Kriterium für die Schärfentiefe ist die Distanz. Und zwar zum einen die Distanz zwischen der Kamera und dem fokussierten Motiv und zum anderen zwischen dem Motiv und seinem Hintergrund. Die Schärfentiefe wird geringer, wenn ich mit der Kamera möglichst nah an das Motiv herangehe und der Unschärfeeffekt wird nochmals dadurch verstärkt, dass ich das Motiv möglichst weit vor seinem Hintergrund platziere, sofern möglich. Extrembeispiel für die Auswirkung der Distanz ist übrigens die Makrofotografie, hier ist man zumeist so nah am Motiv, dass sich eine extrem geringe Schärfentiefe ergibt und man weit abblenden muss, um dies zu kompensieren.
Abb.2: Alle Einstellungen gleich, nur mit der Kamera näher herangegangen
3. Brennweite
Die Brennweite des verwendeten Objektivs hat ebenfalls entscheidenden Einfluss auf die Schärfentiefe. Je höher die Brennweite, desto geringer die Schärfentiefe. Möchte man also gezielt eine starke Unschärfe im Hintergrund, wird dies durch eine höhere Brennweite verstärkt. Bei Zoomobjektiven wird man dann die maximal einstellbare Brennweite wählen, bei einem 18-55mm Standard-Objektiv also beispielsweise 55mm.
Abb.3: Alle Einstellungen gleich, bis auf die Brennweite. Links: 35mm & Rechts: 60mm
Zusammenfassung
Zusammenfassend kann man sagen, dass man folgendes tun kann, um den Schärfebereich möglichst klein zu bekommen:
- Hohe Brennweite nutzen (Tele)
- Blende so weit wie möglich öffnen (kleinsten Blendenwert einstellen)
- Nahe ans Motiv heran gehen
- Eventuell zusätzlich das Motiv möglichst weit vor dem Hintergrund platzieren
Im Gegenteil wird mein leichter ein durchgehend scharfes Bild bekommen, wenn man wie folgt vorgeht:
- Geringe Brennweite nutzen (Weitwinkel)
- Blende schließen (11 ist bei ausreichend Licht in der Regel ein sinnvoller Wert)
- Nicht zu dicht ans Motiv heran gehen
Um ein bisschen theoretisch mit den Einstellungen und den daraus resultierenden Schärfebereichen zu spielen, gibt es zahlreiche Schärfentieferechner, bei denen man alle Werte eingeben kann und die Schärfentiefe berechnet bekommt. Online empfehle ich dafür beispielsweise die Seite http://www.dofmaster.com, für iPhone-Besitzer ist eventuell die App PhotoBuddy interessant.
Kleine Schlussbemerkung: Oft wird statt dem Begriff Schärfentiefe auch Tiefenschärfe gesagt, korrekt ist jedoch ersteres 😉